Fundamentalanalyse: Aktien bewerten (2024)

Zusammenfassung: Fundamentalanalyse

ThemaBeschreibung
Was ist die Fundamentalanalyse?Methode zur Bestimmung des fairen Werts einer Aktie durch Untersuchung wirtschaftlicher und finanzieller Faktoren
Warum ist die Fundamentalanalyse wichtig?Unterscheidung guter von schlechter Aktien, Maximierung der Rendite, langfristiges Denken
Wie funktioniert die Fundamentalanalyse?Berechnung und Vergleich von Kennzahlen wie KGV, KBV und Dividendenrendite
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)Preis für einen Euro Gewinn einer Aktie
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)Preis für einen Euro Buchwert einer Aktie
DividendenrenditeAnteil der Gewinne einer Firma, der an Aktionäre ausgeschüttet wird
Beispiel zur Bewertung einer AktieSchritt-für-Schritt-Anleitung zur Bewertung einer Aktie mit der DCF-Methode
FazitFundamentalanalyse ist ein nützliches Werkzeug, aber nicht allein ausreichend für eine umfassende Bewertung einer Aktie

Was ist die Fundamentalanalyse?

Fundamentalanalyse: Aktien bewerten (1)

💡Die Fundamentalanalyse ist eine Methode, um den fairen Wert einer Aktie oder eines anderen Wertpapiers zu ermitteln.

Indem man verschiedene wirtschaftliche und finanzielle Faktoren untersucht.

Diese Faktoren können sowohl makroökonomisch (z.B. Konjunktur, Zinsen, Branchentrends) als auch mikroökonomisch (z.B. Geschäftsmodell, Bilanz, Gewinn) sein.

Das Ziel der Fundamentalanalyse ist es, eine Zahl zu finden, die man mit dem aktuellen Kurs der Aktie vergleichen kann. Um so zu sehen, ob die Aktie unter- oder überbewertet ist.

Warum ist die Fundamentalanalyse wichtig?

Die Fundamentalanalyse ist wichtig, weil du als Investor oder Trader immer nach Möglichkeiten suchst, günstig einzukaufen und teuer zu verkaufen.

💡Findest du eine Aktie, die einen höheren inneren Wert hat als ihren Marktpreis, hast du eine potenzielle Kaufgelegenheit.

Umgekehrt, wenn du eine Aktie findest, die einen niedrigeren inneren Wert hat als ihren Marktpreis, hast du eine potenzielle Verkaufsgelegenheit.

Fundamentalanalyse: Aktien bewerten (2)

Die Fundamentalanalyse hilft dir also, gute von schlechten Aktien zu unterscheiden. So deine Rendite zu maximieren.

Die Fundamentalanalyse hilft dir, langfristig zu denken und dich nicht von kurzfristigen Schwankungen oder Emotionen beeinflussen zu lassen.

Wie funktioniert die Fundamentalanalyse?

Um die Fundamentalanalyse durchzuführen, musst du verschiedene Kennzahlen berechnen und vergleichen.

Diese sagen dir etwas über die Qualität und den Wert einer Aktie. Es gibt viele Kennzahlen, die du verwenden kannst.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

💡Das KGV ist eine der bekanntesten und einfachsten Kennzahlen.

Es zeigt dir, wie viel du für einen Euro Gewinn einer Aktie bezahlen musst.

Je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Aktie im Vergleich zu ihrem Gewinn.

Um das KGV zu berechnen, teilst du den aktuellen Kurs der Aktie durch den Gewinn pro Aktie (EPS) der letzten zwölf Monate.

Beispiel KGV – SAP Aktie

Die Aktie von SAP ein KGV von 25. Du musst also 25 Euro für einen Euro Gewinn bezahlen.

Das KGV kannst du auch mit dem Branchendurchschnitt oder dem historischen Durchschnitt vergleichen, um zu sehen, ob die Aktie relativ günstig oder teuer ist.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das KBV ist eine weitere wichtige Kennzahl, die dir zeigt, wie viel du für einen Euro Buchwert einer Aktie bezahlen musst.

Der Buchwert ist der Wert aller Vermögenswerte einer Firma abzüglich ihrer Schulden.

💡 Je niedriger das KBV, desto günstiger ist die Aktie im Vergleich zu ihrem Buchwert.

Um das KBV zu berechnen, teilst du den aktuellen Kurs der Aktie durch den Buchwert pro Aktie (BPS).

Beispiel KBV – BMW Aktie

Die Aktie von BMW hat ein KBV von 1,2.

Du musst 1,2 Euro für einen Euro Buchwert bezahlen. Das KBV kannst du auch mit dem Branchendurchschnitt oder dem historischen Durchschnitt vergleichen, um zu sehen, ob die Aktie relativ günstig oder teuer ist.

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl, die dir zeigt, wie viel du als Anteilseigner an den Gewinnen einer Firma erhältst.

💡Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den eine Firma an ihre Aktionäre ausschüttet.

Je höher die Dividendenrendite, desto mehr Geld bekommst du für deine Investition.

Berechnung Dividendenrendite

Um die Dividendenrendite zu berechnen, teilst du die jährliche Dividende pro Aktie durch den aktuellen Kurs der Aktie.

Beispiel Dividendenrendite – Allianz

Die Aktie von Allianz eine Dividendenrendite von 4%.

Das heißt, du bekommst 4 Euro für jeden 100 Euro, die du investierst.

Die Dividendenrendite kannst du auch mit dem Branchendurchschnitt oder dem historischen Durchschnitt vergleichen, um zu sehen, ob die Aktie relativ attraktiv oder unattraktiv ist.

Übersicht weitere Finanzkennzahlen

Das sind nur einige der wichtigsten Kennzahlen, die du für die Fundamentalanalyse verwenden kannst.

KennzahlAbkürzung
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)KUV
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)KCV
Eigenkapitalrentabilität (ROE)ROE
Gesamtkapitalrentabilität (ROA)ROA
Verschuldungsgrad (D/E)D/E
Zinsdeckungsgrad (EBIT/IZ)EBIT/IZ

Die Kennzahlen allein reichen nicht aus, um eine gute Fundamentalanalyse durchzuführen.

Die Qualität und die Nachhaltigkeit der Gewinne und des Buchwerts einer Firma müssen beurteilt werden.

Du solltest auch die Wachstumsperspektiven und die Risiken einer Firma berücksichtigen.

Das heißt nicht, dass du die Kennzahlen ignorieren sollst. Sie sind sehr nützlich und helfen dir, eine erste Einschätzung einer Aktie zu machen. Sie sind ein Teil für die Bewertung eine Aktie.

Wie bewertet man eine Aktie – Schritt für Schritt mit Beispiel

Ein Beispiel, wie man eine Aktie bewertet, ist die sogenannte Discounted Cash Flow (DCF) Methode.

Diese Methode basiert auf der Idee, dass der Wert einer Aktie gleich dem heutigen Wert aller zukünftigen Cashflows ist, die die Firma an ihre Aktionäre ausschüttet.

  • Schätze den freien Cashflow (FCF) der Firma für die nächsten Jahre. Der FCF ist der Cashflow, der nach Abzug aller Investitionen und Betriebskosten übrig bleibt. Du kannst den FCF aus der Gewinn- und Verlustrechnung und der Kapitalflussrechnung der Firma berechnen oder aus Analystenschätzungen übernehmen.
  • Schätze die Wachstumsrate des FCF für die unendliche Zukunft. Diese Rate sollte realistisch und konservativ sein, da sie einen großen Einfluss auf den Wert der Aktie hat. Du kannst die Wachstumsrate aus der historischen Performance der Firma, aus Branchentrends oder aus makroökonomischen Faktoren ableiten.
  • Bestimme den Abzinsungsfaktor (WACC) für die Firma. Der WACC ist die durchschnittliche Rendite, die die Firma an ihre Kapitalgeber (Eigen- und Fremdkapital) zahlen muss. Du kannst den WACC aus der Bilanz und dem Kapitalmarkt berechnen oder aus Analystenschätzungen übernehmen.
  • Diskontiere alle zukünftigen Cashflows mit dem WACC auf den heutigen Wert. Das heißt, du multiplizierst jeden Cashflow mit einem Faktor, der davon abhängt, wie weit er in der Zukunft liegt. Je weiter ein Cashflow in der Zukunft liegt, desto weniger ist er heute wert.
  • Addiere alle diskontierten Cashflows zusammen. Das ist der Unternehmenswert (EV) der Firma.
  • Ziehe den Marktwert der Schulden (D) von dem EV ab. Das ist der Eigenkapitalwert (EQ) der Firma.
  • Teile den EQ durch die Anzahl der ausstehenden Aktien (N). Das ist der faire Wert pro Aktie.

Beispiel anhand von der Tesla Aktie

Angenommen, du möchtest den fairen Wert der Aktie von Tesla berechnen. Du hast folgende Daten zur Verfügung:

  • Der aktuelle Kurs der Aktie ist 600 Euro.
  • Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist 1 Milliarde.
  • Der FCF für das Jahr 2023 wird auf 10 Milliarden Euro geschätzt.
  • Die Wachstumsrate des FCF für die nächsten 5 Jahre wird auf 20% geschätzt.
  • Die Wachstumsrate des FCF für die unendliche Zukunft wird auf 3% geschätzt.
  • Der WACC für Tesla wird auf 8% geschätzt.
  • Der Marktwert der Schulden wird auf 20 Milliarden Euro geschätzt.

Mit diesen Daten kannst du nun den fairen Wert pro Aktie berechnen:

Schätze den FCF für die nächsten 5 Jahre:

JahrFCF (in Milliarden Euro)
202310
202412
202514,4
202617,28
202720,736

Schätze den FCF für die unendliche Zukunft:

Der FCF für die unendliche Zukunft ist gleich dem FCF des letzten Jahres multipliziert mit (1 + Wachstumsrate) geteilt durch (WACC – Wachstumsrate). Das ergibt:

FCF = 20,736 * (1 + 0,03) / (0,08 – 0,03) = 437,56

Diskontiere alle zukünftigen Cashflows mit dem WACC:

Der Diskontierungsfaktor ist gleich (1 + WACC)-n, wobei n die Anzahl der Jahre in der Zukunft ist.

JahrFCF (in Milliarden Euro)DiskontierungsfaktorDiskontierter FCF (in Milliarden Euro)
2023100,9269,26
2024120,85710,284
202514,40,79411,434
202617,280,73512,701
202720,7360,68114,121
437,560,681297,92
  • Addiere alle diskontierten Cashflows zusammen:

Der EV ist gleich der Summe aller diskontierten Cashflows. Das ergibt:

EV = 9,26 + 10,284 + 11,434 + 12,701 + 14,121 + 297,92 = 355,72

  • Ziehe den Marktwert der Schulden ab:

Der EQ ist gleich dem EV minus dem Marktwert der Schulden. Das ergibt:

EQ = 355,72 – 20 = 335,72

  • Teile den EQ durch die Anzahl der ausstehenden Aktien:

Der faire Wert pro Aktie ist gleich dem EQ geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Aktien. Das ergibt:

Faire Wert pro Aktie = 335,72 / 1 = 335,72 Euro

Die Aktie von Tesla hat nach der DCF Methode einen fairen Wert von 335,72 Euro. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt bei 600 Euro. Die Aktie ist nach dieser Methode überbewertet.

Diese Methode ist nicht perfekt und basiert auf vielen Annahmen und Schätzungen.

Du solltest daher immer mehrere Methoden und Quellen verwenden, um eine Aktie zu bewerten.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Fundamentalanalyse und technischer Analyse?

Die Fundamentalanalyse und die technische Analyse sind zwei verschiedene Methoden, um den Wert und die Kursbewegungen einer Aktie zu analysieren. Die Fundamentalanalyse basiert auf der Untersuchung der wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren, die die Firma und ihre Branche beeinflussen. Die technische Analyse basiert auf der Untersuchung der historischen Kursdaten und der Muster, die sich daraus ergeben. Die Fundamentalanalyse versucht, den fairen Wert einer Aktie zu ermitteln, während die technische Analyse versucht, den Trend und die Volatilität einer Aktie zu bestimmen.

Warum ist die Fundamentalanalyse wichtig?

Die Fundamentalanalyse ist wichtig, weil sie dir hilft, gute und schlechte Aktien zu unterscheiden und deine Rendite zu maximieren. Außerdem hilft dir die Fundamentalanalyse, langfristig zu denken und dich nicht von kurzfristigen Schwankungen oder Emotionen beeinflussen zu lassen.

Welches KGV ist normal?

Ein KGV von unter 10 gilt in der Regel als niedrig und kann ein Zeichen für eine unterbewertete Aktie sein. Das bedeutet, dass die Aktie im Vergleich zu ihrem Gewinn günstig ist. Allerdings kann ein niedriges KGV auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen Probleme hat oder in einer schrumpfenden Branche tätig ist.Zum Beispiel hat die Aktie von Lufthansa ein KGV von 5, was auf die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Luftfahrtbranche zurückzuführen ist.

Ein KGV von über 20 gilt in der Regel als hoch und kann ein Zeichen für eine überbewertete Aktie sein. Das bedeutet, dass die Aktie im Vergleich zu ihrem Gewinn teuer ist. Allerdings kann ein hohes KGV auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen ein hohes Wachstumspotenzial hat oder in einer innovativen Branche tätig ist.Zum Beispiel hat die Aktie von Tesla ein KGV von 59, was auf die starken Erwartungen an das Wachstum von Tesla in der Elektromobilitätsbranche zurückzuführen ist.
Ein KGV von 10 bis 20 gilt in der Regel als normal und kann ein Zeichen für eine fair bewertete Aktie sein. Das bedeutet, dass die Aktie im Vergleich zu ihrem Gewinn angemessen ist. Allerdings sollte man immer auch andere Kennzahlen und Faktoren berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.Zum Beispiel hat die Aktie von SAP ein KGV von 25, was etwas über dem Branchendurchschnitt von 20 für Softwareunternehmen liegt, aber unter dem historischen Durchschnitt von 30 für SAP selbst.

Fazit Fundamentalanalyse

Die Fundamentalanalyse ist eine gute Methode, um den Wert einer Aktie zu ermitteln. Sie ist aber nicht die einzige. Es gibt noch andere Methoden, wie zum Beispiel die technische Analyse oder die Sentiment-Analyse, die dir helfen können, die Kursbewegungen einer Aktie zu verstehen und zu prognostizieren.

Fundamentalanalyse: Aktien bewerten (3)

Markus Kraus

Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Finanz- und Brokerage-Branche, diente als Head of Sales bei renommierten Forex und CFD Brokern wie XTB und Trive (ehemals GKFX). Seine Passion für das Trading entdeckte er während seines BWL-Studiums in Frankfurt. Auf seiner Website Trading-verstehen.de teilt Markus praxisnahe Tipps und spannende Einblicke aus seiner beruflichen Laufbahn. Durch öffentliche Auftritte bei DAF und N24 sowie Beiträge in führenden Printmedien wie FAZ, Handelsblatt und Manager Magazin, strebt er danach, das komplexe Thema Trading für ein breites Publikum greifbar und verständlich zu gestalten.

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