Warum die Bundesbank heimlich ihren Goldschatz zurück nach Deutschland holt (2024)

Still und heimlich bringt die Bundesbank tonnenweise Gold über den Rhein und den Atlantik in heimische Tresore. Noch befindet sich der Großteil des Edelmetalls im Ausland. Doch von 2013 bis 2020 sollen 674 Tonnen nach Frankfurt verlagert werden. Bisher ohne Probleme.

Der Goldschatz der Bundesbank ist legendär: Mit mehr als 270.000 Barren und einem aktuellen Wert von 109 Milliarden Euro ist er der zweitgrößte der Welt. Doch der Großteil der 3384 Tonnen Edelmetall lagert aus historischen Gründen im Ausland - noch. Denn seit 2013 bringt die Notenbank schrittweise Gold nach Frankfurt, insgesamt 674 Tonnen sollen bis 2020 aus den Tresoren der US-Notenbank Fed und der Banque de France in heimische Tresore verlagert werden. Auch in diesem Jahr wurde auf streng geheimen Wegen tonnenweise Gold aus dem Ausland nach Frankfurt gebracht - zu den Transportwegen macht die Notenbank aus Sicherheitsgründen keine Angaben.

Psychologische Gründe: Deutsche sorgen sich um das Gold im Ausland

"Wir sind gut im Plan. Bis 2020 werden wir die Hälfte des deutschen Goldes in Deutschland haben", verspricht Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Zum Vergleich: Ende 2012 lagen nur 31 Prozent der Goldreserven oder 1036 Tonnen in Frankfurt. Auch das war relativ viel, wie Thiele betont: "Wir holen das Gold nicht zurück, denn es war nie hier. Bis zur deutschen Einheit hatten wir nur 77 Tonnen in Deutschland - aus Sicherheitserwägungen zu Zeiten des Kalten Krieges." Das waren seinerzeit nur zwei Prozent des Gesamtbestandes.

Video: London schürft Gold im Klärschlamm

Trotzdem dürfte es viele Deutsche beruhigen, dass sich die heimischen Tresore nun nach und nach füllen: Sie wissen den wertvollen Schatz lieber in der Heimat als in der Fremde. Denn die Öffentlichkeit bis hin zum Bundesrechnungshof ist misstrauisch, ob das deutsche Gold nach Jahrzehnten in Tresoren anderer Notenbanken sicher und noch vollständig vorhanden ist - und ob Deutschland im Krisenfall darauf zugreifen könnte. Daher fordert etwa die Initiative "Holt unser Gold heim" eine vollständige und unabhängige Überprüfung der deutschen Goldbestände an allen Lagerorten - und "die zeitnahe Rückführung des im Ausland gelagerten Goldes nach Deutschland".

Seit dem Euro macht Paris als Standort keinen Sinn mehr

Thiele versichert, Sorgen über das im Ausland lagernde Gold seien unbegründet. Trotzdem begann die Bundesbank 2013 mit der Verlagerung des Edelmetalls aus Paris und New York, die Goldbestände in London bleiben unangetastet. In den ersten beiden Jahren kamen zusammen 157 Tonnen in die Keller der Bundesbank. Wie viel es 2015 waren, sagt die Notenbank noch nicht.

Dass der Großteil des deutschen Goldes bisher in den Tresoren der Fed, der Banque de France in Paris und der Bank of England in London lagert, hat historische Gründe. Ab Mitte 1951 baute die Bank deutscher Länder - die Vorgängerin der Bundesbank - Goldreserven auf. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs der deutsche Goldschatz rasant: Die Wirtschaftswunderjahre brachten der Bundesrepublik dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht werden konnten.

Während des Kalten Krieges wurde deutsches Gold gezielt außerhalb der Landesgrenzen aufbewahrt. Seit der Euro-Einführung dies- und jenseits des Rheins ist jedoch zumindest für den Standort Paris das Argument hinfällig, man könne das dort gelagerte Gold im Krisenfall in Devisen umtauschen. Daher wird dieser Lagerort komplett aufgelöst.

Einen Rest lässt man im Ausland - aus guten Gründen

Für New York und London gilt das nicht. Daher werden aus den USA nur 300 von mehr als 1500 Tonnen Gold nach Deutschland überführt, die 35.640 Barren in London bleiben komplett unberührt. Das hat handfeste Gründe, wie Thiele betont: "Es ist wichtig, für Krisenfälle Vorsorge zu betreiben. Deshalb werden wir einen Teil des Goldes in dem Land mit der größten Leitwährung der Welt lassen - das ist die USA mit dem Dollar. Und einen anderen Teil lassen wir in der Bank of England in London als größtem Goldhandelsplatz der Welt."

Im Video: Mit diesem Satz brachte Fed-Chefin Janet Yellen Bewegung in die Märkte

Warum die Bundesbank heimlich ihren Goldschatz zurück nach Deutschland holt (1)

Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffenHier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten. Jeden Freitag als Newsletter.

Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse an

* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder

Ich bin damit einverstanden, dass mir die BurdaForward GmbH, St. Martin Straße 66, 81541 München, regelmäßig News zu den oben ausgewählten Themenbereichen per E-Mail zusendet. Ich bin außerdem damit einverstanden, dass die BurdaForward GmbH die Nutzung des Newsletters analysiert sowie zur Personalisierung ihrer Inhalte und Angebote verwendet. Meine Einwilligung ist jederzeit widerrufbar. Weitere Informationen kann ich hier abrufen.

Warum die Bundesbank heimlich ihren Goldschatz zurück nach Deutschland holt (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Madonna Wisozk

Last Updated:

Views: 5926

Rating: 4.8 / 5 (48 voted)

Reviews: 95% of readers found this page helpful

Author information

Name: Madonna Wisozk

Birthday: 2001-02-23

Address: 656 Gerhold Summit, Sidneyberg, FL 78179-2512

Phone: +6742282696652

Job: Customer Banking Liaison

Hobby: Flower arranging, Yo-yoing, Tai chi, Rowing, Macrame, Urban exploration, Knife making

Introduction: My name is Madonna Wisozk, I am a attractive, healthy, thoughtful, faithful, open, vivacious, zany person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.