Venture Capital & Private Equity: Unterschiede und Gemeinsamkeiten (2024)

Ein Überblick über die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Private Equity und Venture Capital Beteiligungen.

Was unterscheidet eine Private Equity Beteiligung von einer Venture Capital Investition? Um diese Frage beantworten zu können, muss man zunächst die jeweiligen Begriffe betrachten. Private Equity bedeutet privates Beteiligungskapitalund bezeichnet die Beteiligung an außerbörslichen Unternehmen (private) mit Eigenkapital (equity). Unter Venture Capital versteht man die Gewährung von Wagniskapitalbzw.Risikokapitalzur Finanzierung eines unternehmerischen Vorhabens (Venture).

Beide Investitionsformen sehen die Beteiligung an einem Unternehmen mittels Eigenkapital durch die Übernahme von Geschäftsanteilen des Zielunternehmens (Targets) vor. Venture Capital ist somit eine Unterform des Private Equity, die sich insbesondere durch den Investitionszeitpunkt, die Zielgruppe potenzieller Beteiligungen und die Investitionsausgestaltung von klassischen Private Equity Beteiligungen abgrenzt.

Gemeinsamkeiten von Venture Capital und Private Equity

Beide Investmentformen haben aber auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Sowohl bei Venture Capital Investoren als auch bei Private Equity Investoren handelt es sich vorwiegend um sogenannte Finanzinvestoren, die als Fonds ausgestaltet sind und das Kapital ihrer Anleger investieren. Das bedeutet, dass die Investitionsentscheidung grundsätzlich allein unter finanziellen Gesichtspunkten erfolgt, ohne ein besonderes Interesse am Produkt oder der synergetischen Nutzung von Knowhow oder Skalen- bzw. Verbundeffekten.

Ziel der Investition ist damit in beiden Fällen ein Exit, also insbesondere die gewinnbringende Weiterveräußerung der Beteiligung (trade sale) oder die Realisierung des Beteiligungswertes im Rahmen eines Börsengangs des Unternehmens (Initial Public Offering – IPO). Somit ist auch klar, dass es sich nicht um eine langfristige Anlage handelt, sondern nur um ein Investment auf Zeit mit hoher durchschnittlicher Renditeerwartung (Internal Rate of Return –IRR). Allerdings gibt es insbesondere im Venture Capital auch immer mehr strategische Investoren, die eine langfristige Beteiligung am Zielunternehmen oder dessen Übernahme anstreben, um damit einen Knowhowtransfer oder Synergien zum eigenen Unternehmen zu generieren.

Auch die Herangehensweise von Venture Capital Investoren und Private Equity Investoren ist oft ähnlich. Beide loten im Vorfeld einer Beteiligung die Entwicklungsmöglichkeiten eines potenziellen Zielunternehmens im Rahmen einer Unternehmensprüfung (Due Diligence) sorgfältig aus. Entscheiden sie sich für eine Investition, so sehen die Beteiligungsverträge häufig Management- oder Mitarbeiterbeteiligungen vor, um die Unternehmensführung zu incentivieren. Zudem werden die Anteile der Investoren typischerweise bevorzugt behandelt und durch eine disquotale Erlösverteilung (Liquidationspräferenz) ausgestattet. Üblicherweise sichern Venture Capital und Private Equity Investoren ihre Investition außerdem durch das Verlangen gewisser Garantien hinsichtlich der Finanzlage und der Geschäftszahlen des Zielunternehmens ab.

Unterschiede in der Ausgestaltung der Beteiligung

Venture Capital Investitionen untergliedern sich grundsätzlich in mehrere Finanzierungsrunden, in denen meist verschiedene Co-Investoren Eigenkapital im Rahmen einer Kapitalerhöhung gegen die Zeichnung neuer Anteile in die Gesellschaft einbringen. Dies erlaubt den Investoren von Runde zu Runde neu über die Ausweitung ihrer Beteiligung zu entscheiden und diese an den Finanzbedarf und die Entwicklung des Zielunternehmens anzupassen. Viele Venture Capital Investoren stellen darüber hinaus einen Teil ihrer Investition und der Management- und Mitarbeiterbeteiligungen auch unter den Vorbehalt der künftigen Erreichung gewisser Meilensteine (milestones) durch das Zielunternehmen.

Die Beteiligung einer Private Equity Gesellschaft erfolgt häufig im Rahmen einer einzigen Transaktion, bei der bestehende Anteile eines verkaufenden Gesellschafters durch den Private Equity Investor unter Zwischenschaltung eines Erwerbsvehikels (AquiCo) übernommen werden, so dass ein Gesellschafterwechsel stattfindet. Das investierte Kapital fließt dann nicht in die Kapitalrücklage des Zielunternehmens, sondern an den Verkäufer der Anteile. Private Equity Gesellschaften bringen zwar ebenfalls Eigenkapital in das Zielunternehmen ein, finanzieren dieses aber im Unterschied zu Venture Capital Investoren durch einen hohen Anteil an Fremdkapital (debt), um eine Hebelwirkung (leverage) zu erzeugen. Zur Besicherung der Fremdfinanzierung wird meist das Vermögen des Zielunternehmens herangezogen. Auch die Tilgung der Fremdfinanzierung und der daraus resultierenden Zinsen erfolgt regelmäßig aus dem Cashflowdes Zielunternehmens.

Venture Capital Investitionen zielen auf junge Wachstumsunternehmen in einer frühen Investitionsphase ab

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal betrifft den Zeitpunkt der Investition. Venture Capital Beteiligungen setzen mit oder nach der Gründungsphase (Seed-Phase)ein und konzentrieren sich insbesondere auf die Early Stage-oder die Expansion Stage-Phase. Zielunternehmen einer Venture Capital Investition sind junge, innovative und meist technisch orientierte Unternehmen in der Aufbau- oder Wachstumsphase. Die Beteiligung an derart jungen Unternehmen zeichnet sich durch ein besonderes Wachstumspotenzial, aber auch ein hohes Verlustrisiko aus, weshalb Venture Capital auch als Wagnis- oder Risikokapital bezeichnet wird.

Private Equity Beteiligungen setzen später an und erfordern stabile Cashflows

Demgegenüber beteiligen sich Private Equity Unternehmen überwiegend an erwachsenen oder zumindest reiferen Unternehmen in etablierten Branchen, die bereits über stabile Cashflowsund ein geringeres Risiko des Totalverlustes der Beteiligung verfügen. Dies ist auch notwendig, da sich andernfalls eine Fremdfinanzierung der Investition mangels ausreichender Sicherheiten nicht bewerkstelligen ließe oder die Rückführung der Finanzierung das Zielunternehmen über Gebühr belasten würde.

Die Zielgruppe von Private Equity Investitionen umfasst insbesondere Familien- oder Mittelstandsunternehmen im Rahmen einer Unternehmensnachfolge, Unternehmen in der Krise oder sonstige Beteiligungen mit einem vielversprechenden Rendite- / Risiko-Verhältnis. Im Gegensatz zu Venture Capital Investoren versuchen Private Equity Gesellschaften meist den Unternehmenswert durch eine Restrukturierung des Zielunternehmens zu steigern.

Mehrheitsbeteiligungen vs. Minderheitsbeteiligungen

Um eine Restrukturierung des Zielunternehmens bewerkstelligen zu können, streben Private Equity Investoren in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung am Zielunternehmen an, die ihnen einen entsprechenden Einfluss auf die Gestaltung der Unternehmensbelange ermöglicht. Dabei ersetzen Private Equity Gesellschaften häufig nicht nur das Management des Unternehmens, sondern nehmen weitere strukturelle und strategische Änderungen vor, um auf diese Weise eine höhere Unternehmensbewertung zu erzielen.

Venture Capital Investoren fordern zwar ebenfalls gewisse Kontroll- und Mitspracherechte bei grundlegenden, strategischen Entscheidungen ein und bieten dem Unternehmen im Gegenzug ihre Unterstützung durch Betreuungs- oder Beratungsleistungen an. Dennoch bevorzugen sie grundsätzlich eine Minderheitsbeteiligung am Zielunternehmen, die das Schalten und Walten dem Gründerteam überlässt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch davon, dass Venture Capital Investoren in Leute investieren und nicht in Unternehmen (human capital).

Höhere Transaktionsvolumina im Private Equity

Auch in der Höhe ihrer Transaktionsvolumina unterscheiden sich Venture Capital und Private Equity Investitionen regelmäßig. Obwohl in Deutschland inzwischen auch immer mehr größere Venture Capital Finanzierungen stattfinden, die vereinzelt sogar in dreistellige Millionenbereiche hineinreichen, handelt es sich dabei doch noch um Ausnahmeerscheinungen. Im Private Equity sind solche und noch höhere Summen hingegen keine Seltenheit, was sich sowohl mit der Zielgruppe reiferer Unternehmen als auch mit der Nutzung der Hebelwirkung von Fremdkapital und der Übernahme höherer Beteiligungsquoten am Zielunternehmen begründen lässt.

Trotz einiger Gemeinsamkeiten unterscheiden sich Venture Capital und Private Equity Investitionen doch in wesentlichen Punkten

Obwohl die Investitionsformen Venture Capital und Private Equity viele Berührungspunkte aufweisen, gibt es einige Unterscheidungsmerkmale, anhand derer die verschiedenartigen Investitionsansätze dieser Beteiligungen deutlich werden. Im Venture Capital investieren meist verschiedene Investoren in mehreren Finanzierungsrunden reines Eigenkapital in vorwiegend junge, wachstumsorientierte Unternehmen und nehmen dafür ein besonders hohes Risiko des Totalverlustes in Kauf. Private Equity Investoren zielen hingegen auf eine teilweise fremdfinanzierte Mehrheitsbeteiligung an erwachseneren Unternehmen ab, bei denen sie die Kontrolle über die Geschicke der Gesellschaft übernehmen und durch strukturelle Veränderungen eine Wertsteigerung herbeiführen können.

Allerdings sind die hier getroffenen Unterscheidungen nicht zwingend und die Grenzen zwischen beiden Investitionsformen fließend. So sind beispielsweise Mehrheitsbeteiligungen eines Venture Capital Investors ebenso denkbar wie auch Minderheitsbeteiligungen eines Private Equity Investors. Zudem hat sich im Private Equity die Zielgruppe potenzieller Targets in den letzten Jahren in Richtung entwicklungsfähiger Wachstumsunternehmen verschoben, so dass sie zuweilen mit Venture Capital Gesellschaften um die Beteiligung an einem Zielunternehmen konkurrieren. Schließlich wollen beide Investmentformen das eingesetzte Kapital bestmöglich vermehren und suchen dafür immer neue Möglichkeiten und Wege.

Dies ist ein Beitrag aus unserer Blogserie „Venture Capital Basics. Auch dieverschiedenen Arten von Venture Capital Investorensowie das Corporate Venture Capital haben wir bereits beleuchtet.Weitere Beiträge folgen.

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Überblick über Private Equity und Venture Capital Beteiligungen

Vorstellung als Experte

Als Experte auf dem Gebiet von Private Equity und Venture Capital Beteiligungen kann ich auf eine fundierte Kenntnis und Erfahrung in diesem Bereich verweisen. Meine Expertise basiert auf einer umfassenden Analyse und Erforschung der Konzepte von Private Equity und Venture Capital sowie deren Anwendungen in der Unternehmensfinanzierung und -entwicklung.

Wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Private Equity und Venture Capital Beteiligungen

Private Equity und Venture Capital sind zwei bedeutende Formen der Unternehmensbeteiligung, die sich in ihren Anwendungen, Investitionsstrategien und Zielunternehmen unterscheiden. Eine Private Equity Beteiligung bezieht sich auf die Beteiligung an etablierten oder reiferen Unternehmen, während Venture Capital Investitionen auf junge, wachstumsorientierte Unternehmen abzielen. Die Unterschiede liegen unter anderem im Investitionszeitpunkt, der Finanzierungsstruktur und dem Risikoprofil der Zielunternehmen.

Private Equity Beteiligung vs. Venture Capital Investition

Eine Private Equity Beteiligung bezeichnet die Beteiligung an etablierten Unternehmen mit stabilen Cashflows, während Venture Capital die Gewährung von Wagniskapital zur Finanzierung von innovativen und technologieorientierten Start-ups darstellt. Die Investitionsformen unterscheiden sich auch hinsichtlich der Finanzierungsstruktur, des Investitionszeitpunkts und der Zielunternehmen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Sowohl Venture Capital als auch Private Equity Investoren sind vorwiegend Finanzinvestoren, die das Kapital ihrer Anleger investieren. Beide Formen zielen auf einen Exit ab, entweder durch die Weiterveräußerung der Beteiligung oder durch einen Börsengang des Unternehmens. Dennoch gibt es Unterschiede in der Investitionsausgestaltung und der Zielgruppe potenzieller Beteiligungen, die die beiden Formen voneinander abgrenzen.

Ausgestaltung der Beteiligung

Venture Capital Investitionen untergliedern sich in mehrere Finanzierungsrunden, während Private Equity Beteiligungen häufig im Rahmen einer einzigen Transaktion erfolgen. Zudem finanzieren Private Equity Investoren ihre Beteiligungen im Unterschied zu Venture Capital Investoren durch einen hohen Anteil an Fremdkapital, um eine Hebelwirkung zu erzeugen.

Zeitpunkt der Investition

Venture Capital Beteiligungen setzen mit oder nach der Gründungsphase ein und konzentrieren sich auf junge, innovative Unternehmen, während Private Equity Beteiligungen später ansetzen und sich an erwachsenen oder reiferen Unternehmen in etablierten Branchen richten.

Mehrheitsbeteiligungen vs. Minderheitsbeteiligungen

Private Equity Investoren streben in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung an, um Einfluss auf die Gestaltung der Unternehmensbelange zu nehmen, während Venture Capital Investoren grundsätzlich eine Minderheitsbeteiligung bevorzugen, um das Schalten und Walten dem Gründerteam zu überlassen.

Fazit

Obwohl Venture Capital und Private Equity einige Gemeinsamkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten, darunter der Investitionszeitpunkt, die Zielunternehmen und die Finanzierungsstruktur. Die Grenzen zwischen beiden Investitionsformen sind jedoch nicht starr, und es gibt Überschneidungen in ihren Anwendungen und Zielsetzungen.

Diese Informationen bieten einen umfassenden Überblick über die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Private Equity und Venture Capital Beteiligungen.

Venture Capital & Private Equity: Unterschiede und Gemeinsamkeiten (2024)
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Author: Arielle Torp

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