Geld anlegen mit einem guten Gewissen: Was sind ethischen Banken und bringen sie was? (2024)

So gut wie jeder hat ein Konto bei einer Bank. Doch was dort mit dem Geld passiert, wissen die wenigsten. Ob es in Waffen, Unterdrückung oder Abholzung investiert wird – wer weiß das schon so genau? Wer sicher sein will, dass Geld anlegen nicht mit einer moralischen Bankrotterklärung einhergeht, sollte am besten sofort über einen Bankwechsel nachdenken. Denn ethische Banken sind auf dem Vormarsch: Gut für den Geldbeutel und fürs Gewissen.

Banking ist eines dieser unsäglichen Themen, die zwar jeden betreffen, mit denen sich aber nur die Wenigsten wirklich beschäftigen wollen. Spätestens wenn Begriffe fallen wie "Geld anlegen" und "Niedrigzins", "Dispositionskredit" und "Festgeldkonto" schaltet man reflexartig auf Durchzug und hofft, dass der Schauer finanzweltlicher Fachvokabeln schnell an einem vorüberzieht. Zu trocken, zu dröge, zu unsexy. Aber: Eben auch wichtig. Leider.

Die beste Bank? Es gibt Alternativen für die eigenen Finanzen

Daher ist es an der Zeit, das Beste daraus zu machen. Denn auseinandersetzen muss man sich mit dem Thema sowieso. Warum also nicht zumindest mal die Alternativen durchspielen, wenn es um die Wahl der besten Bank geht?

Viele Menschen gehen die Entscheidung, bei welcher Bank sie ihrGeld anlegen, recht emotionslos an. Oder gar nicht, indem sie einfach das Konto weiterführen, das ihre Eltern irgendwann mal für sie eingerichtet haben. Wird schon richtig sein. Ist man ja gewohnt, das ist bequem. Oder nicht?

Geld anlegen: Mobile Banking für ein besseres Morgen

Wieder andere wählen ihre Bankganz pragmatisch nach der höchstmöglichen Anzahl an Geldautomaten in der Umgebungaus, an denen man jederzeit gebührenfrei denschwerverdienten Schotter abheben kann. Doch es ist langsam an der Zeit, bei der Wahl der Bank einenFaktor auf die Prioritätenliste ganz nach oben zu schieben, der bisher weitestgehendignoriert wurde: Nachhaltigkeit. Und glücklicherweise gibt es mittlerweile eine Handvoll Banken, denen ein reines Gewissen wichtiger ist als der größtmögliche Gewinn.Die EthikBank, die GLS Bank, die Triodos Bank, die UmweltBank sowie das Hamburger Unternehmen Tomorrow, das eigentlich keine richtige Bank ist, aber wie eine solche agiert.

Geld in nachhaltige Projekte anlegen

„Wir arbeiten eng mit der Berliner SolarisBank zusammen. Dadurch können wir uns voll und ganz um die Bedürfnisse unserer Kund*innen kümmern, während die SolarisBank sämtliche regulatorischen Aspekte im Hintergrund übernimmt“, erklärt Michael Schweikart, Gründer von Tomorrow. Zusammen mit Inas Nureldin und Jakob Berndt hater Tomorrow 2018 als unabhängiges Projekt ins Leben gerufen. Ihr erklärtes Ziel: „Mobile Banking für ein besseres Morgen“. Und das ist dem Start-up gleich auf ganz verschiedenen Ebenen gelungen.Zum einen legt Tomorrow das Geld seiner Kund*innen ausschließlich in nachhaltige Projekte an, bei denen streng auf die Einhaltung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen geachtet wird. Zum anderen wird bei jeder Transaktion eine geringe Gebühr zum Schutz des Regenwaldes erhoben. Tag für Tag ein kleiner Beitrag für eine bessere Welt.

DieKrise hat immer mehr Bankkunden skeptisch gemacht. Die haben sich plötzlich gefragt: Was passiert bei meiner Bank eigentlich mit dem Geld?

Jeanette Zeuner, EthikBank

Auch die EthikBank stemmt sich seit ihrer Gründung 2002 vehement gegen das Image der bösen Banker. Mit wachsendem Erfolg. Interessanterweise war es ausgerechnet die Finanzkrise 2008/2009, die der EthikBank seither enormen Zuwachs gebracht hat. „DieKrise hat immer mehr Bankkunden skeptisch gemacht. Die haben sich plötzlich gefragt: Was passiert bei meiner Bank eigentlich mit dem Geld?“, sagt Jeanette Zeuner von der EthikBank. Und die Antwort auf diese Frage war nicht selten ein Kontowechsel – von einer konventionellen hin zu einer nachhaltigen Bank. „Wir haben damals einen immensen Zuwachs an Neukunden verzeichnet“, berichtet Zeuner. „Und dieser Trend hält nach wie vor an.“

Über den Bankwechsel nachdenken: Wenn man sichergehen will, dass man nicht ungewollt in Waffengeschäfte investiert

Aber eigentlich ist das kein Wunder, denn: Ein Großteil der herkömmlichen Genossenschaftsbanken, der öffentlich-rechtlichen Banken und vor allem der Privatbanken investiert das Geld ihrer Kund*innen nachweislich auch in Waffengeschäfte, Atomkraftwerke und zwielichtige Deals. Entsprechende Berichte werden regelmäßig von NGOs wie Attac oder der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald veröffentlicht.

So wurden in der Urgewald-Broschüre „Dirty Profits – Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete“ von 2018 die Finanzbeziehungen deutscher Banken zu Rüstungsunternehmen untersucht, die den Nahen und Mittleren Osten aufrüsten und insbesondere den Krieg im Jemen befeuern. Und das Ergebnis ist erschreckend: Große Banken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Sparkasse verleihen ihr Geld und die Einlagen ihrer Kund*innenohne jeglichen Skrupel an Waffenhersteller, die an Krieg führende und menschenrechtsverletzende Staaten liefern.Diesen Banken geht es offenkundig nicht um moralische Aspekte, sondern vorrangig um Gewinnmaximierung. Es war daher nur eine Frage der Zeit, dass die nachhaltigen Alternativen salonfähig wurden.

Greewashing oder wirklich nachhaltig: Was kann eine ethische Bank?

„Die größte Herausforderung war, das Vertrauen der Kund*innen zu gewinnen“, sagt Zeuner. „Denn die Behauptung, Kundengelder nachhaltig anzulegen, in dem man einzelne, vermeintlich grüne Produkte anbietet, kann jede Bank aufstellen.“ Greenwashing nennt sich dieses Prozedere, bei dem man Nachhaltigkeit vorgibt, aber nur Scheinheiligkeit verkauft – was leider von zu vielen Firmen praktiziert wird. Auch von Banken. Die EthikBank sah sich daher von vornherein in einer Beweispflicht und legt seit jeher den kompletten Prozess ihrer Anlagenpolitik offen. Jeder Einzelkredit, jedes Wertpapier, sämtliche Beteiligungen – alles im Internet einsehbar, mit den Ergebnissen der imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen abgeglichen und regelmäßig von unabhängigen Wirtschaftsprüfern kontrolliert. Die EthikBank sieht sich daher als „gläserne Bank“, die ihren Kunden größtmögliche Transparenz bietet,weil sie nichts zu verbergen hat.

Erfüllt eine ethische Bank alle Ansprüche?

Als Kund*infragt man sich dennoch, Nachhaltigkeit hin oder her: Erfüllt eine ethische Bankdie gleichen Ansprüche, die man als Kund*inan seine Bank stellt?Die Antwort lautet ganz entschieden: Ja! „Wir bieten das komplette Leistungsspektrum einer klassischen Hausbank“, sagt Zeuner von der EthikBank. „Girokonten und Geschäftskonten, Kreditkarten, Geldanlagen, Baufinanzierungen und Kredite für Privatpersonen, Freiberufler, den Mittelstand und gemeinnützige Organisationen.“

Schweikart sieht bei Tomorrow sogar noch ein paar andere Benefits: „Tomorrow verfügt über all die modernen Features, die ein digitales Girokonto ausmachen: eine smarte App mit dem besten Ranking aller deutschen Banken, aber natürlich auch Echtzeit-Banking und Apple Pay/Goolge Pay. Über unsere 'smart' Insights“ kann man außerdem jederzeit einsehen, wieviel Geld man in welchen Kategorien ausgegeben hat. Und unsere Unterkonten machen esden Nutzer*innen einfacher, auch mal Geld auf die hohe Kante zu legen. Außerdem werden wir bald nachhaltiges Investieren anbieten, um unser Angebot zu komplettieren.“

Es gibt also eigentlich keinen Grund, nicht zumindest mal über einen Bankwechsel nachzudenken – zumal eine Kontoeröffnung bei Tomorrow – so verspricht es deren Homepage –gerade mal acht Minuten dauert. Übers Smartphone. Wie lautete doch mal der Slogan eines anderen Mobile-Banking-Anbieters: So geht Bank heute.

Es bleibt also festzuhalten, dass viele herkömmliche Banken nach wie vor lediglich nach den größtmöglichen Gewinnen streben.Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist wenig zukunftsträchtig und macht Geld zu einem Problem. Unternehmen wie die EthikBank und Tomorrow machen durch ihren nachhaltigen Ansatz indes eindrucksvoll deutlich: Geld kann auch Teil der Lösung sein.

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