Der Bitcoin erklimmt neue Höhen und knackt die Marke von 4000 Dollar pro Bitcoin. Damit hat er in den vergangenen Wochen über 1500 Dollar zugelegt. Rational begründen lässt sich das schon lange nicht mehr.
Eine unnatürliche Entwicklung
Bitcoin in Dollar
Quelle: Factset
NZZ
cts./(dpa) ⋅ Nach ihrer Aufspaltung hat die Digitalwährung Bitcoin einen neuen Höchststand erreicht. Am Sonntag stieg sie erstmals in ihrer Geschichte auf diversen Handelsplattformen über die Marke von 4000$. Und erreicht am Montag mit 4165 $ pro Bitcoin einen Höchststand – ein Plus von 15% zum Freitag. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs damit vervierfacht. Zum Vergleich: Die bestgelaufene Aktie im Schweizer Leitindex SMI – Lonza – kam im gleichen Zeitraum auf ein Plus von knapp 40%. Der SMI insgesamt legte um gut 9,4% zu.
Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die vor nicht einmal zehn Jahren entstanden ist. Bitcoins werden in komplizierten Rechenprozessen erzeugt und auf Plattformen im Internet gegen klassische Währungen gehandelt. Das Bitcoin-System nutzt dabei die sogenannte Blockchain-Technologie. Dabei handelt es sich um eine verschlüsselte Datenbank, in der alle Transaktionen gespeichert werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen unterliegt der Bitcoin keiner Kontrolle durch Staaten oder Notenbanken. Die Kurse können stark schwanken. Kritiker monieren, dass die Digitalwährung wegen der schwer nachvollziehbaren Zahlungswege auch für kriminelle Zwecke verwendet werden kann.
Die jüngsten Kursgewinne gehen einher mit der Aufspaltung der Digitalwährung in Bitcoin und Bitcoin Cash. Parallel zur Aufspaltung wurden von der Bitcoin-Gemeinschaft technische Neuerungen verabschiedet, welche die zuletzt stark gefallene Geschwindigkeit bei Transaktionen mit dem Bitcoin wieder erhöhen sollen. Das macht die Kryptowährung augenscheinlich attraktiv für viele Nutzer: Erst Anfang August hatte der Bitcoin erstmals die 3000-Dollar-Marke geknackt und danach fast stetig weiter zugelegt. Dennoch sind die Bedenken unter Experten gross, ob die Währung fähig ist, die immer grösseren Transaktionsvolumina abzufedern.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert einen Bitcoin-Händler in Hongkong, der von einer Goldgräberstimmung in Asien spricht. So wollen viele Anleger am Kursaufschwung teilhaben. Die Frage ist, wie lange diese Stimmung anhält. So sollten Anleger vorsichtig sein. Nach dem Höhenflug der vergangenen Jahre ist mit vermehrter Volatilität zu rechnen – allein schon wegen der überschaubaren Geldmenge von Bitcoin. Hohen Kursanstiegen standen bisher immer wieder heftige Einbrüche gegenüber.
Der Hauptgrund für die jüngste Bitcoin-Kursexplosion ist der gleiche wie bei jeder Blase zuvor. Die Meldung über rasante Kursgewinne ziehen neue Glücksritter an, und diese treiben den Kurs weiter nach oben. Man muss davon ausgehen, dass viele Anleger die Funktionsweise und die ursprüngliche Absicht hinter Bitcoin nicht verstehen. Erst nach einer Normalisierung der Preisentwicklung kann sich der Bitcoin (wenn überhaupt) seinen ursprünglich zugedachten Zweck als sicheres Notenbank-unabhängiges Zahlungsmittel, das global und sehr günstig funktioniert, erfüllen.
Matthias Sander
Werner Grundlehner
Werner Grundlehner
Matthias Sander (Text) und Goran Basic (Bilder)
Thomas Fuster
Christof Leisinger
Christof Leisinger
Werner Grundlehner
Christof Leisinger
Christof Leisinger
Christof Leisinger