Bitcoin schiesst über 4000 Dollar – die Blase droht | NZZ (2024)

Der Bitcoin erklimmt neue Höhen und knackt die Marke von 4000 Dollar pro Bitcoin. Damit hat er in den vergangenen Wochen über 1500 Dollar zugelegt. Rational begründen lässt sich das schon lange nicht mehr.

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Eine unnatürliche Entwicklung

Bitcoin in Dollar

Quelle: Factset

NZZ

cts./(dpa) ⋅ Nach ihrer Aufspaltung hat die Digitalwährung Bitcoin einen neuen Höchststand erreicht. Am Sonntag stieg sie erstmals in ihrer Geschichte auf diversen Handelsplattformen über die Marke von 4000$. Und erreicht am Montag mit 4165 $ pro Bitcoin einen Höchststand – ein Plus von 15% zum Freitag. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs damit vervierfacht. Zum Vergleich: Die bestgelaufene Aktie im Schweizer Leitindex SMI – Lonza – kam im gleichen Zeitraum auf ein Plus von knapp 40%. Der SMI insgesamt legte um gut 9,4% zu.

Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die vor nicht einmal zehn Jahren entstanden ist. Bitcoins werden in komplizierten Rechenprozessen erzeugt und auf Plattformen im Internet gegen klassische Währungen gehandelt. Das Bitcoin-System nutzt dabei die sogenannte Blockchain-Technologie. Dabei handelt es sich um eine verschlüsselte Datenbank, in der alle Transaktionen gespeichert werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen unterliegt der Bitcoin keiner Kontrolle durch Staaten oder Notenbanken. Die Kurse können stark schwanken. Kritiker monieren, dass die Digitalwährung wegen der schwer nachvollziehbaren Zahlungswege auch für kriminelle Zwecke verwendet werden kann.

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Die jüngsten Kursgewinne gehen einher mit der Aufspaltung der Digitalwährung in Bitcoin und Bitcoin Cash. Parallel zur Aufspaltung wurden von der Bitcoin-Gemeinschaft technische Neuerungen verabschiedet, welche die zuletzt stark gefallene Geschwindigkeit bei Transaktionen mit dem Bitcoin wieder erhöhen sollen. Das macht die Kryptowährung augenscheinlich attraktiv für viele Nutzer: Erst Anfang August hatte der Bitcoin erstmals die 3000-Dollar-Marke geknackt und danach fast stetig weiter zugelegt. Dennoch sind die Bedenken unter Experten gross, ob die Währung fähig ist, die immer grösseren Transaktionsvolumina abzufedern.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert einen Bitcoin-Händler in Hongkong, der von einer Goldgräberstimmung in Asien spricht. So wollen viele Anleger am Kursaufschwung teilhaben. Die Frage ist, wie lange diese Stimmung anhält. So sollten Anleger vorsichtig sein. Nach dem Höhenflug der vergangenen Jahre ist mit vermehrter Volatilität zu rechnen – allein schon wegen der überschaubaren Geldmenge von Bitcoin. Hohen Kursanstiegen standen bisher immer wieder heftige Einbrüche gegenüber.

Der Hauptgrund für die jüngste Bitcoin-Kursexplosion ist der gleiche wie bei jeder Blase zuvor. Die Meldung über rasante Kursgewinne ziehen neue Glücksritter an, und diese treiben den Kurs weiter nach oben. Man muss davon ausgehen, dass viele Anleger die Funktionsweise und die ursprüngliche Absicht hinter Bitcoin nicht verstehen. Erst nach einer Normalisierung der Preisentwicklung kann sich der Bitcoin (wenn überhaupt) seinen ursprünglich zugedachten Zweck als sicheres Notenbank-unabhängiges Zahlungsmittel, das global und sehr günstig funktioniert, erfüllen.

Bitcoin droht eine Spaltung Das digitale Bezahlsystem Bitcoin ist überlastet. Mehrere Vorschläge für die Weiterentwicklung konkurrenzieren einander. Es sind entscheidende Tage für die innovative Technologie.

Matthias Sander

Wenn schon Bitcoin – dann so Rekord-Kursanstieg, Flash-Crash, Währung der Zukunft – diese Schlagzeilen wecken das Interesse auch von nicht technikaffinen Anlegern. Soll man in digitale Währungen investieren, und falls ja, wie?

Werner Grundlehner

Kommentar So war das nicht gedacht – Bitcoin! Die Kursexplosion von Bitcoin mag Spekulanten erfreuen, der globalen Verbreitung als Alternative zum Notenbankgeld ist es aber abträglich. Eine Einschätzung.

Werner Grundlehner

Spezial Das Gespenst der Blockchain Die Technologie des Bezahlsystems Bitcoin gilt Enthusiasten als Basis eines besseren Internets. Firmen haben schnödere Absichten. Eine Tour zu Startups, einem Bitcoin-Händler, einem Programmierer und einem Banker.

Matthias Sander (Text) und Goran Basic (Bilder)

Bitcoin ist in Venezuela zur wichtigsten Parallelwährung aufgestiegen In Krisenländern wie Venezuela sind Kryptowährungen ein willkommener Schutz gegen Behördenwillkür und Inflation. Das entfaltet idealerweise eine disziplinierende Wirkung.

Thomas Fuster

Kommentar Die mediale Euphorie zieht die Betrüger an Die euphorisierende Berichterstattung über Kryptowährungen zeigt ihre Schattenseiten. Inzwischen sind sogar offensichtliche Gauner auf den Zug aufgesprungen.

Christof Leisinger

Bitcoin ist als Währung Unsinn Bitcoin hat zwar in den letzten Monaten als Parallelwährung mit Kursturbulenzen für Schlagzeilen gesorgt. Zukunftsfähig ist aber nur die Technologie, die hinter dem Transfer der Einheiten steckt.

Kommentar Die «Bitcoinitis» geht wieder um Der Journalismus ist seltsam geworden. Das zeigt sich unter anderem daran, wie unqualifiziert die Branche auf der Suche nach Schlagzeilen mit dem Thema «Bitcoin» umgeht.

Christof Leisinger

Ein gutes Jahr für Bitcoin-Besitzer Der Bitcoin ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich geklettert. Die Marktkapitalisierung erreicht ein neues Höchst. Dieser Wert steht jedoch in keiner Relation zur Aufmerksamkeit, die die digitale Währung erhält.

Werner Grundlehner

Zukunftsmodell oder Marketing-Gag? In Zug können Gebühren ab Juli in begrenztem Rahmen in Bitcoins bezahlt werden. Offen ist jedoch, ob die Stadt in ihrer Offenheit für neue Ideen auf das richtige Pferd setzt.

Christof Leisinger

Kommentar Für Normalbürger ist Bitcoin zu unberechenbar, zu unpraktisch und zu teuer Das Auf und Ab bei der Kryptowährung Bitcoin geht weiter. In wenigen Stunden hat die Notierung über 14% eingebüsst. Sowieso: Für den Normalbürger ist Bitcoin zu unberechenbar, zu unpraktisch und zu teuer.

Christof Leisinger

Bitcoin wird dem dubiosen Ruf gerecht Ein Computervirus hat viele Geräte «gekapert». Ihre Besitzer sollen Ablass in Bitcoins zahlen, um sie wieder nutzen zu können. Das schadet dem Image der Digitalwährung.

Christof Leisinger

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