Alphabet: Vor dem Aktiensplit - Lohnt sich eine Investition in den Google-Konzern? (2024)

Bei der Verkündung der Finanzzahlen für das Geschäftsjahr 2021 hatte der Google-Konzern Alphabet für seine Aktionäre noch eine besondere Überraschung in petto: Im Juli soll ein Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 20 erfolgen. Kann sich ein Einstieg in das Investment vor dem Event lohnen? Oder sollten Anleger die Aufteilung der Anteile abwarten?

• Alphabet kündigt Aktiensplit für Juli an
YouTube-Werbeumsätze enttäuschen die Analysten
• Herausforderungen nur von kurzer Dauer?

Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 20

Im Rahmen der Bilanzvorlage für das Geschäftsjahr 2021 kündigte der Internet-Gigant Alphabet an, die hochpreisigen Anteilsscheine der Klassen A, B und C im Verhältnis 1 zu 20 teilen zu wollen. Dieser Aktiensplit soll am 15. Juli nach Börsenschluss durchgeführt werden und damit jedem Aktionär, der am Stichtag des 1. Juli Anteile besitzt, jeweils 19 zusätzliche Papiere ermöglichen. Damit könnte nicht nur Kleinanlegern der Einstieg in ein Alphabet-Investment erleichtert werden, laut "CNBC" könnte die Google-Mutter damit auch den Sprung in den Dow Jones schaffen. Bislang ist der Aktienkurs des Suchmaschinengiganten zu hoch, um in den Index aufgenommen zu werden.

Doch was bedeutet die baldige Neuaufteilung der Anteile für interessierte Investoren? Sollten die Papiere noch vor dem Split gekauft werden, oder könnte sich ein Warten bis nach dem Event bezahlt machen?

Alphabet-Aktie unter Druck

Gegen einen Kauf vor dem Split könnte der hohe Preis der Titel sprechen. So wurden Alphabet-Aktien der Klasse A etwa zuletzt bei 2.134,31 US-Dollar je Papier gehandelt (Schlusskurs vom 14. Juni 2022). Seit Jahresbeginn steht der Kurs des Papiers allerdings unter Druck: So gaben die A-Titel Anfang Januar bereits um 26,33 Prozent nach, nachdem im Gesamtjahr 2021 noch ein Plus von 65 Prozent verbucht wurde. Ähnlich sieht es beim Kursverlauf der B- und C-Aktien aus.

An der Technologiebörse NASDAQ werden A- und C-Aktien frei gehandelt. B-Aktien, die Aktionären gegenüber A-Titeln ein zehnfaches Stimmrecht gewähren, können jedoch nicht öffentlich erworben werden, sondern sind Gründungsmitgliedern und Insidern vorbehalten. Dementgegen haben C-Aktionäre überhaupt keine Stimmrechte.

Zwar befindet sich der Aktienmarkt derzeit zwischen dem Krieg in der Ukraine, hohen Inflationsraten und der Angst vor einer zügigen geldpolitischen Straffung generell im Panikmodus, der Kursschwund bei den Alphabet-Titeln dürfte aber auch an die jüngsten Quartalsergebnisse des Internet-Konzerns geknüpft sein.

Alphabet bleibt im ersten Quartal 2022 hinter den Erwartungen zurück

Während der Google-Konzern in den letzte beiden Corona-Jahren noch ein deutliches Wachstum an den Tag legen konnte, ging das Tempo des Unternehmensausbaus im ersten Jahresviertel 2022 doch deutlich zurück. Zwar legte der Umsatz im Jahresvergleich um 23 Prozent auf etwa 68 Milliarden US-Dollar zu, wie Alphabet im April mitteilte, Analysten hatten jedoch mit einem deutlich höheren Anstieg gerechnet. Dies habe aber auch statistische Gründe, wie Finanzchefin Ruth Porat erklärte. So brachen die Umsätze nach dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 zwar zuerst radikal ein, erholten sich aber flink wieder. Daher sei das erste Quartal 2021 auch vergleichsweise stark ausgefallen. Dieses Tempo könne nun naturgemäß nicht mehr gehalten werden.

Der Gewinn je Aktie betrug im ersten Quartal 2022 24,62 US-Dollar je Aktie, wobei Experten von 25,75 US-Dollar ausgegangen waren. Im Vorjahresquartal hatte der Wert noch 26,29 US-Dollar betragen.

Amazon und Microsoft könnten Alphabet Anteile am Cloud-Geschäft strittig machen

Beim genaueren Betrachten der einzelnen Bereiche fällt auf, dass das Cloud-Geschäft im vergangenen Quartal von einer gestiegenen Nachfrage profitierte. So wuchs der Umsatz der Sparte um knapp 44 Prozent auf 5,8 Milliarden US-Dollar, während der operative Verlust von zuvor 974 auf 931 Millionen US-Dollar schrumpfte. Damit wurde das Minus des Cloud-Bereichs zwar kleiner, bis zur Profitabilität ist es aber noch ein langer Weg. Dabei helfen soll laut "Investor’s Business Daily", dass der Netzriese im Oktober die Preisschraube bei einigen Produkten anziehen wolle.

Aber auch die Konkurrenz schläft nicht: So muss sich Alphabet gegen die Platzhirsche Amazon und Microsoft behaupten. Gelingen könnte dies mithilfe des ehemaligen Oracle-Managers Thomas Kurian, den der Konzern erst kürzlich eingestellt hat. Darüber hinaus könnte Alphabet seine Position am Cloud-Markt mithilfe weiterer Zukäufe ausbauen, so IBD weiter. Bereits 2019 wanderte der Datenanalyseanbieter Looker ins Google-Portfolio, der Tools für Business Intelligence und Datenvisualisierung anbietet. Erst im März folgte dann der Cybersecurity-Dienstleister Mandiant. Weitere Übernahmen seien laut dem Portal möglich, wodurch Google seine Cloud-Plattform vor allem mit einer Ausrichtung auf die Bereiche Sicherheit, Open-Source-Software und Datenanalyse vorantreiben könne - eine Kombination, die so manchem bullishen Alphabet-Aktionär gefallen könnte. Analysten der UBS zufolge dürften auch die Bürotools von Google Workplace die Cloud-Sparte antreiben.

Analysten von YouTube-Werbeeinahmen enttäuscht

Aber auch Alphabets Werbegeschäft ist im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Konzerns nicht außer Acht zu lassen. So stiegen die Umsätze im Werbebereich des Tech-Konzerns im vergangenen Jahresviertel um etwa 22 Prozent auf 54,66 Milliarden US-Dollar. Aber auch hier wird Mitbewerber Amazon dem Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Mountain View gefährlich. Besonders im Bereich der Internet-Suchwerbung macht der Versandhändler Google Anteile strittig, wie IBD weiter berichtet. Um dem entgegenzuwirken, soll Alphabet Anpassungen in Bezug auf E-Commerce-Angebote vorgenommen und die Anbindung des Onlineshop-Anbieters Shopify vereinfacht haben. Auch habe man die Unterstützung von Cookies von Drittanbietern im Chrome-Browser auf Ende 2023 verschoben.

Auch bei der Videoplattform und Alphabet-Tochter YouTube stiegen die Erlöse des Werbegeschäfts im vergangenen Jahresviertel. Hier betrug das Plus im ersten Quartal 14 Prozent auf 6,9 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten jedoch mit 7,21 Milliarden US-Dollar gerechnet. Und auch hier wächst der Konkurrenzdruck: Wie es bereits zuvor bei Facebook der Fall war, macht die chinesische Social-Media-App TikTok nun auch YouTube Anteile strittig. Ob die Plattform profitabel ist, behält Google laut IBD für sich.Analysten der Bank of America gehen davon aus, dass das Abonnementgeschäft von YouTube bis 2025 einen Umsatz von 18 Milliarden US-Dollar generieren wird. Zum Vergleich: 2020 betrug dieser 5 Milliarden US-Dollar.

Wachstum auch beim Investitionsbudget erwartet

Darüber hinaus dürften Googles Investitionsausgaben im laufenden Jahr deutlich steigen, wie IBD prognostiziert. So zählen etwa Rechenzentren, künstliche Intelligenz, YouTube und Verbraucherprodukte zu den großen Kostenpunkten des Internetkonzerns. Auch habe die Alphabet-Führung Aktienrückkäufe im Wert von 70 Milliarden US-Dollar freigegeben. So kaufte Alphabet im ersten Quartal Aktien im Wert von 13 Milliarden US-Dollar zurück. "Nachdem Google den größten Teil seiner vorherigen Genehmigung ausgeschöpft hatte, stockte das Unternehmen sein Rückkaufprogramm im April auf, indem der Vorstand zusätzliche Rückkäufe im Wert von 70 Milliarden Dollar genehmigte", zitiert Investor’s Business Daily Analysten der Deutschen Bank dazu. "Die neue und zusätzliche Ermächtigung in Höhe von 70 Mrd. USD übertrifft die vorherige Ermächtigung in Höhe von 50 Mrd. USD, die im April 2021 angekündigt wurde, und stellt somit einen größeren Teil der aktuellen Marktkapitalisierung des Unternehmens dar, wenn man den derzeitigen Rückgang in der Tech-Branche berücksichtigt." Zwar entspreche das aktuelle Programm nur knapp fünf Prozent des Börsenwerts von Alphabet, für den Rest des Jahres sowie das Jahr 2023 könne der Anteil aber bis auf sieben Prozent der Marktkapitalisierung klettern. Dies könne ein Hinweis auf zukünftige Rückkäufe sein.

Goldman Sachs und Morgan Stanley sehen Aufwärtspotenzial

Lohnt sich ein Einstieg in das Papier also aktuell noch oder sollten sich Anleger lieber bis nach dem Aktiensplit gedulden? Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs raten bereits jetzt zum Kauf der Alphabet-Aktien. Analyst Eric Sheridan drosselte kürzlich zwar aufgrund der Erwartung eines schwächeren Wirtschaftsumfelds seine Prognose für den US-amerikanischen Tech-Sektor, am Kursziel von 3.000 US-Dollar für das Papier der Google-Mutter rüttelte der Marktbeobachter aber nicht. Auch sein Branchenkollege Brian Nowak vom Mitbewerber Morgan Stanley sieht das Papier langfristig bei 3.000 US-Dollar, wie die Online-Magazine "Investing.com" und "Pulse 2.0" unter Berufung auf eine Studie des Finanzhauses berichten. Dies entspräche einer Steigerung von über 40 Prozent zum aktuellen Kursniveau. Zuvor hielt der Stratege zwar einen Preis von 3.270,00 US-Dollar für wahrscheinlich, bleibt aber nun bei seinem "Overweight"-Rating. Nowaks Herabstufung geschah jedoch ebenfalls im Rahmen einer Sektorneubewertung, bei der die Internetbranche generell schlechter wegkam. "Angesichts der gestiegenen Ungewissheit verfolgen wir bei unseren Schätzungen für Online-Werbung und E-Commerce einen eher pragmatischen Ansatz. Wir modellieren nun ein Wachstum von ~13%/16% im Jahresvergleich für den Bereich Online-Anzeigen und ~8%/10% im Jahresvergleich für den Bereich E-Commerce in den Jahren '22/'23", so der Morgan Stanley-Experte laut Investing.com.

Zwar könne der Aktienkurs in den nächsten Monaten durch ein schwaches wirtschaftliches Umfeld sowie enttäuschende Werbeumsätze beim Videoportal YouTube ins Straucheln geraten, glaubt auch der Tech-Experte Leo Sun vom Marktportal "The Motley Fool", dabei dürfte es sich aber nur um kurzfristige Herausforderungen halten. So sagt Sun dem Konzern ein starkes Wachstum innerhalb der nächsten zehn Jahre voraus. Im Hinblick auf die bevorstehende Neuaufteilung der Aktien gibt der Spezialist Entwarnung: So rechnet er damit, dass der Kurs der Alphabet-Aktie von dem Event profitieren dürfte, da die Scheine dadurch vermehrt in den Fokus von Privatanlegern und Optionshändlern rücken könnten. "Einfach ausgedrückt: Dieser Tech-Titan bleibt eine grundsolide Investition in einem turbulenten Markt", so Sun.

Ob sich die Anteile des Suchmaschinenkonzerns jedoch langfristig in einem aktuell schwächeren Marktumfeld behaupten können, und welche Folgen der Aktiensplit auf den Kurs der Titel hat, bleibt zunächst abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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